In einer neuen Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) wurden Passanten in 121 deutschen Städten zur Attraktivität ihrer Innenstädte befragt. Die höchste Bewertung erhielt die sächsische Großstadt Leipzig, die damit auch gleichzeitig als attraktivste Innenstadt über 500.000 Einwohnern bewertet wurde. Ausschlaggebend für die Attraktivität sind dabei stärker Faktoren wie Ambiente, Flair und Charakter von Bebauung und Plätzen als das eigentliche Angebot an Einzelhandelsvielfalt. Als Spezialisten für die Visualisierung innerstädtischer Architektur und Straßenzüge zeigen wir hier einen kleinen Überblick über Leipzigs sehr kompaktes Zentrum.
Leipzigs City ist als alte Messestadt geprägt von Messehäusern, Duchgangshöfen und Passagen. Bis in das frühe 20. Jahrhundert fanden alle großen Messen komplett im Leipziger Zentrum statt. Unsere erste Ansicht zeigt einen Block der Südseite der Grimmaischen Straße. Links zu sehen der Zentral-Messepalast, heute, zusammen mit den drei Gebäuden rechts davon, teilweise vom Zeitgeschichtlichen Forum belegt – ein Standort des Hauses der Geschichte in Bonn. In der Mitte das Eingangsgebäude der Mädlerpassage, Leipzigs prächtigster Passage, mit dem durch Goethe berühmten Auerbachs Keller. Die beiden Gebäude rechts stehen bereits an der Südseite des Leipziger Marktes. Links an der Ecke schließt nach Norden die Reichsstraße an:
Der zentrale Block im Panorama der Reichsstraße ist ebenfalls in vier Richtungen von Passagen durchzogen, die linke Hälfte nennt sich Speck’s Hof. Dieser erstreckt sich über die Hälfte des kompletten Straßenblocks – seine Wiederherstellung brachte ihm 1996 einen internationalen Preis für die beste Restaurierung. Links steht als Solitär das Riquet Haus, benannt nach einer alten Leipziger Händlerfamilie. Das auffällig verzierte Gebäude mit zwei Elephantenköpfen über dem Eingang beherbergt heute eines der meistbesuchten klassischen Cafès der Stadt. Tatsächlich endet der Straßenzug links davon so abrupt, noch heute ein Zeugnis der Leipziger Bombardierung 1943 welche weite Teile des Zentrums zerstörte.
Eine Ecke weiter sind wir im Salzgäßchen, welches erneut zum Leipziger Markt (rechts) führt. Wir sehen hier links den Handelshof (Messepalast), heute größtenteils Steigenberger Grandhotel, die Rückseite der Alten Börse und eine Seite des alten Leipziger Rathauses.
Vom Leipziger Markt führt in südlicher Richtung die Petersstraße eine der Haupt-Einkaufsstraßen Leipzigs. Tatsächlich war es auch dieser Straßenzug, der 2003 die Idee für PanoramaStreetline als Projekt inspirierte. Generell gilt Leipzig heute als Großstadt mit relativ intaktem historischen Zentrum, trotz der Kriegsschäden. Ein Grund ist, dass die Stadt nur historisch scheint, tatsächlich sind kaum Gebäude älter als 150 Jahre und wurden damals im Zuge der Stadterweiterung und im Ausbau der Messepaläste erneuert – inklusive damals moderner Bautechniken. Das wiederum verhinderte während der Bombardierungen einen Flächenbrand und so war Leipzig zwar eine der zehn am stärksten bombardierten deutschen Städte, behielt aber mehr historische Substanz als manch andere Städte.
Dennoch, auch Leipzigs Zentrum hat noch einige Lücken zu füllen und nicht alle neue Architektur ist unumstritten. Hier die Höfe am Brühl, ein neuer Shopping-Komplex der 2012 eröffnete, und eine Reihe von DDR Wohnhäusern ersetzte. Ganz rechts im Komplex die Blechbüchse – sie behielt ihre DDR-Kaufhaus-Fassade beim Neubau. So sah es übrigens von selber Stelle während der Umbauzeit aus:
Man hatte einen seltenen freien Blick auf die dahinterliegende Häuserzeile am Brühl mit dem prächtigen Romanus-Haus (links), einem seltenen Beispiel des Leipziger Barock. Ganz links zu sehen das neue Leipziger Bildermuseum, welches mittlerweile fast komplett von einem weiteren Gebäuderiegel umbaut ist. Der Brühl, benannt nach den einst sumpfigen Wiesen nördlich des mittelalterlichen Leipzigs, war einst eine der wichtigsten Handelsstraßen Leipzigs und ging als Weltstraße des Pelzhandels in die Geschichte ein.
Und dies ist der Blick vom selben Standort nach außen über den Leipziger Ring in Richtung Norden. Rechts die Reformierte Kirche, links davon das Hotel Fürstenhof und dann im unsanierten Zustand das Ring-Messehaus, ein acht-stöckiger weit nach hinten ausholender Bau – einst das weltgrößte innerstädtische Messehaus. Mittlerweile wird es zu einem Hotel umgebaut.
Wer einen ausführlicheren Stadtrundgang durch Leipzigs Zentrum angehen will, kann sich gern von unserem Drei Stunden durch Leipzig Rundgang inspirieren lassen.
Wir beenden diesen Überblick mit Ansichten der Innenstadt vom Leipziger Ring aus gesehen. Zuvor noch ein paar Gedanken zur eingangs erwähnten Studie des IFH Köln. Ja, Leipzig hat definitiv ein attraktives Zentrum, dank jahrhunderte langer Messe- und Handelstradition, dank eines selbstbewussten Bürgertums und vielleicht auch ein wenig dank des Baulöwen Jürgen Schneider. Doch wie aussagekräftig ist der Titel attraktivste Innenstadt Deutschlands? Ein stückweit bleibt er regionalbezogen, da die Befragten vor Ort nur über die jeweilige Stadt befragt wurden und die Außensicht fehlt. Auf jeden Fall bleibt er aber uneindeutig denn es wurde nur eine Auswahl an Städten einbezogen. Bei den Großstädten über 500.00 Einwohnern waren dies Düsseldorf, Hamburg, Bremen, Berlin, Leipzig, Hannover, Köln und Nürnberg. Es fehlten jedoch Stuttgart, München, Frankfurt, Dortmund, Essen und Dresden. Bei den kleineren Städten dürfte der Anteil fehlender Städte noch weit größer sein. Die weiteren Größenkategorien gewannen übrigens Erfurt, Heidelberg, Hilden (zweitplatziert), Wismar und Quedlinburg.
Nun zunächst ein Blick auf die Westseite des Augustusplatzes, ebenfalls am Leipziger Ring gelegen. Links der Universitätskomplex mit ehemaligem Uni-Hochhaus (damals Weisheitszahn genannt), rechts das Kroch-Hochhaus, einst der erste Hochhausbau der Stadt.
Weiter südwestlich schließt sich die Schillerstraße an, hier stehen einige ehemalige Bankengebäude aus Leipzigs Zeit als sächsischer Bankenstandort.
Und schließlich zwei Ansichten vom Dittrichring. Hier wurden repräsentative Gründerzeithäuser errichtet, nachdem mitte des 19. Jahrhunderts die alten Stadtbefestigungen verschwanden und sich die Stadt nach außen zum neuen Promenadenring öffnete.
Wer zum Abschluss noch einen Blick in den Leipziger Untergrund werfen möchte, hier eine Komplettansicht der City-Tunnel Station Wilhelm Leuschner Platz. Der City Tunnel durchquert seit Ende 2013 das Leipziger Zentrum von Nord nach Süd und verbindet den Hauptbahnhof mit dem Bayerischen Bahnhof und ist Herzstück der neuen S-Bahn Mitteldeutschland.
Weitere Straßenzug Ansichten aus ganz Leipzig.
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