Der Brühl durchschneidet das Leipziger Zentrum im Norden in ost-westlicher Richtung. Er gilt als bedeutendste Straße der alten Handelsmetropole Leipzig. Wir sehen hier den westlichen Teil zwischen Reichsstraße (links außerhalb des Bildrandes) und Hainstraße (rechts) in der Südansicht. Mittig steht das Romanushaus, links davon führt die Katharinenstraße in südlicher Richtung zum Alten Rathaus am Leipziger Markt. Die komplette Gegenseite dieser Ansicht wird heute von den „Höfen am Brühl“ eingenommen, einem Einkaufspassagen-Komplex, der hier im Bild im Vordergrund als Baustelle zu sehen ist. Dieser Anblick ist daher heute nicht mehr so möglich.
Der heutige Brühl war ursprünglich ein Teil der Reichsstraße Via Regia, die in westlicher Richtung nach Naumburg und Erfurt führte, in östlicher Richtung nach Grimma und Görlitz. Am heutigen Richard-Wagner-Platz (außerhalb des rechten Bildrandes), wo der Brühl endet, kreuzte sie sich mit der zweiten wichtigen Reichsstraße Via Imperii. An dieser Stelle liegt wohl auch der Gründungsort der slawischen Siedlung Lipsk, aus welcher später Leipzig werden sollte. Der Brühl entwickelte sich über die Jahrhunderte zum Handelszentrum für Pelze (Rauchwaren). Anfang des 20. Jahrhundert dominierten die hier ansäßigen Rauchwarenhändler den Weltmarkt derart, das der Begriff „Brühl“ als Synonym für den Pelzhandel in seiner Gesamtheit galt. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und durch den Eisernen Vorhang vom Weltmarkt abgetrennt spielt heute der Pelzhandel am Brühl keine Rolle mehr. Hier im Panorama sehen wir, dass der Straßenblock zwischen Katharinenstraße und Hainstraße noch teilweise aus Altbauten besteht, unter anderem einem von Max Pommer erbauten Geschäftshaus ganz rechts und dem Romanushaus am linken Ende. Der Bereich zur Reichsstraße war komplett zerstört und bildete bis ca. ins Jahr 2000 einen Teil des neu angelegten Sachsenplatzes. Inzwischen wurde auf diesem der Neubau des Museums für bildende Künste (MdbK / Bildermuseum) errichtet, der zukünftig von vier Winkelbauten an seinen Ecken flankiert sein wird (also wird auch dieser Anblick des Museumsbaus bald verdeckt sein). Passenderweise fand zum Zeitpunkt der Aufnahme im Bildermuseum gerade die Sonderschau zur Leipziger Fotografie statt.
Das Romanushaus gilt als eines der Hauptwerke der von Dresden beeinflussten Leipziger Barockarchitektur. Das frühere Bürgerhaus wurde 1701 bis 1704 erbaut und in den 1990er Jahren grundlegend saniert. Benannt ist es nach dem früheren Leipziger Bürgermeister Franz Conrad Romanus (1671-1746), der es nach Plänen von Johann Gregor Fuchs erbauen ließ. Unter dem Eckerker steht heute eine Hermestatue, vermutlich von Balthasar Permoser geschaffen.
Exakt dieselbe Perspektive, allerdings mit den fertiggestellten Höfen am Brühl, ist inzwischen als Teil unseres Projekts zur Komplettansicht des Leipziger Rings entstanden.