Die Ostseite des Ulmer Rathauses am Marktplatz
Aufgrund der opulenten Außenbemalung aus der Frührenaissance, kann man das Ulmer Rathaus als Renaissance Baudenkmal in der Nähe des Münsters leicht finden. Hinter dem Rathaus sieht man nachts den Turm vom Münster hervorleuchten. Von der astronomischen Uhr bis zu den wunderschönen Fresken vom Ulmer Stadtmaler, Martin Schaffner (1478-1546) gibt es hier jede Menge zu entdecken.
Vom Gebäude liegen Aufnahmeserien aller vier Seiten vor, so dass bei Interesse gern weitere Rathausseiten als Streetlines umgesetzt werden können.
Die Geschichte des Ulmer Rathauses
Im Jahr 1370 entstand das sogenannte „neue Kaufhaus“. Das ist der südöstliche Hauptbau und älteste Teil des Gebäudes. Erst im Jahre 1419 wurde es zum ersten Mal als Rathaus bezeichnet. Im 15. Jahrhundert wurden die gotisch gerahmten Fenster an der Südseite der Fassade des Ratssaales eingebaut. Dort sehen Sie die sieben Kurfürsten, die seit der Goldenen Bulle im Jahr 1356 den Kaiser wählten. Daher wurden Rathäuser damals gerne mit ihren Statuen verziert. Aber auch die Doppelfenster an der Ostseite entstanden zu dieser Zeit.
Die Astronomische Uhr von Ulm
Das Wunderwerk der astronomischen Uhr wurde um 1520 montiert. Ein voll funktionsfähiges Modell kann man heute direkt im Ulmer Rathaus im ersten Stock bewundern. Es wurde von Lehrlingen der Ulmer Turmuhrenfabrik Philipp Hörz gebaut. Die Uhr kann fast niemand richtig lesen und dennoch folgt sie einem ganz einfachen Prinzip. Sie bildet nur die Sonne, den Mond und die Tierkreiszeichen nach. Insgesamt hat sie 14 Funktionen, die nur Leute erklären können, die sich eingehend mit der Uhr beschäftigt haben.
Das Ulmer Rathaus beherbergt noch eine zweite besondere Uhr im Ratsfenster. Dort gibt es nämlich eine Glassonnenuhr, die am Vormittag die Stunden anzeigen kann. Da der Ulmer Rat in der Reichstadtzeit nur vormittags zusammenkam, war das nur ein Problem, wenn Sitzungen wieder einmal zu lange dauerten.
Die Fresken des Martin Schaffner
Im Jahr 1540 hat dann der bereits genannte Ulmer Stadtmaler, Martin Schaffner, die Fassade üppig bemalt. Wir sehen auf dem Foto lehrhafte Darstellungen der Laster, Tugenden und Gebote. Die Jahreszahl kann man direkt links über dem heimlichen Neid sehen. Rechts davon befindet sich der kindliche Rat. Auf der linken Seite kommen auf dem anderen Fassadenabschnitt nach der Reihe der Glaube, die Hoffnung, die Liebe, die Geduld, die Gerechtigkeit, die Selbsterkenntnis und die göttliche Weisheit. Dazu werden jeweils verschiedene Bibelgeschichten vom verlorenen Sohn, von David und Goliath, Hiob oder König Salomo erzählt.
Auf der Kanzel unter der Darstellung der „Hoffnung“ fand am 18. Juli 1543 die Huldigungsszene mit Karl V. statt. Der Chronist Sebastian Fischer hat zu diesem Anlass beiläufig erwähnt, dass auf diesem Balkon normalerweise die Todesurteile verkündet wurden.
Im Gegensatz dazu zeigt die Nordfassade römische Sagen zu den Themen Gehorsam, Gerechtigkeit, männliche Kühnheit und Kriegs-Ehrbarkeit. Legendär ist auch das Gleichnis, welches der Stadtmaler Martin Schaffer aufgemalt hat: „Viele Gesetze können wir mit dem Spinnennetz vergleichen, das starken Wespen nicht schadet, das aber viele kleine Fliegen tötet.“. Man kann es heute noch auf der Nordfassade zwischen dem zweiten und dritten westlichen Fenster im ersten Obergeschoß sehen. Im Feld daneben steht „Vil Gut der Frumm mit Reden stifft, Ein böse Zung viel Leut vergifft.“.
Im Jahr 1900 wurden die meisten Malereien erneuert und rekonstruiert. 1944 brannte das Rathaus innen fast komplett aus. Nur das 1. Obergeschoß im Südflügel und das Erdgeschoß blieben verschont. Im Stiegenhaus wird heute ein Nachbau von Albrecht Ludwig Berblingers Fluggerät ausgestellt. Das ist der sagenhafte Schneider von Ulm, der 1918 damit in die Donau fiel.
Links im Hintergrund sehen wir übrigens die im Jahr 2004 eröffnete Zentralbibliothek Ulms. Diese einzigartige „Glaspyramide“ wurde vom Architekten Gottfried Böhm designt.
Dieses Ulm-Panorama ist vertreten in unserer Ausstellung Germany Street Fronts. und kann außerdem als Panorama-Kunstdruck bei OhMyPrints erworben werden.