Wir zeigen hier die nächtlich beleuchtete Fassade der Rückseite der Wiener Staatsoper an der Philharmoniker Straße. Eingerahmt wird der Bau links durch die Kärntner Straße und rechts durch die Operngasse mit dem OÖ Haus an der Ecke.
Baugeschichte der Wiener Staatsoper
Die Wiener Staatsoper zählt heute zu den bedeutendsten Opernhäusern der Welt. Sie wurde zu einem Symbol imperialer Baukunst und kultureller Identität Österreichs. Nachdem die Wiener Stadtbefestigung beseitigt wurde, entschied man sich für die oper als erstes Monumentalprojekt aus den Mitteln des Wiener Stadterweiterungsfonds und markierte damit den Auftakt der architektonisch ambitionierten Ringstraßenära. Einen international viel beachteten Architekturwettbewerb im Jahr 1860 gewannen August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll. Sie orientierten sich für das neue Opernhaus am Stil der Neorenaissance. Als Vorbild diente die Basilica Palladiana im norditalienischen Vicenza. Der Bau, ausgeführt von Josef Hlávka, begann bereits 1861 und wurde nach achtjähriger Bauzeit 1869 eröffnet.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt das Gebäude bei einem Luftangriff im März 1945 schwere Beschädigungen. Während der frontale Bereich zur Ringstraße einigermaßen unversehrt blieb, wurden die hinteren Trakte – einschließlich Bühne und technischer Infrastruktur – nahezu vollständig zerstört. In der Nachkriegszeit setzte sich trotz kontroverser Diskussionen die Entscheidung zum Wiederaufbau durch. Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben, aus dem Erich Boltenstern als Sieger hervorging. Er wählte einen vermittelnden Weg zwischen historischer Rekonstruktion und moderner Interpretation. Während wesentliche Strukturmerkmale erhalten blieben, wurde der Innenausbau unter Einbezug zeitgenössischer Gestaltungselemente im Stil der 1950er-Jahre teilweise neu konzipiert.
Baugestaltung und Architektur der Wiener Staatsoper
Der rückwärtige Teil der Wiener Staatsoper an der Philharmoniker Straße ist weniger bekannt als die prächtige Ringstraßenfassade, birgt jedoch besondere architektonische Qualitäten. Er markiert den funktionalen Schwerpunkt des Operngebäudes, denn hier befinden sich Bühne, Werkstätten und Probebühnen. Das Bauwerk ist durch einen zweiteiligen Grundriss geprägt. Der schmalere Vordertrakt zur Ringstraße umfasst das Auditorium und die repräsentativen Räumlichkeiten für das Publikum, während der breitere, tiefere Rückbau die technischen und szenischen Einrichtungen beherbergt. Unser Blick auf die rückseitige Fassade zeigt deutlich deren Charakter im Renaissance-Bogenstil.
Prägend ist zudem die Vielfalt der Dachformen, die das komplexe Raumprogramm nach außen hin abbilden: Über dem zentralen Gebäudekern mit Bühne und Zuschauerraum erhebt sich ein mächtiges, allseitig gewölbtes Dach, das von allen Seiten gut sichtbar bleibt. Die angrenzenden Quertrakte sind mit Walmdächern abgeschlossen, die zwischenliegenden Verbindungstrakte mit einfacheren Satteldächern. Die Ecktürme, charakteristisch für den hier gezeigten Rückbereich der Oper, tragen elegante französische Mansarddächer. Trotz ihrer funktionalen Prägung fügt sich die Rückfassade durch ausgewogene Proportionen und dezente historische Anklänge harmonisch in das Gesamtbild der Staatsoper ein. Die nächtliche Ansicht dieser Seite, lichtbildnerisch gestaltet 2006 durch das Team von podpod Design, unterstreicht eindrucksvoll den architektonischen Reichtum auch abseits der öffentlichen Repräsentationsfront.