Ein Jugendstil-Quartier in Greiz
Zur Europäischen Straße des Jugendstils gehört auch das thüringische Greiz. Die ehemalige Residenzstadt des Fürstentums Reuß, ältere Linie, beherbergt ein stattliches Bauensemble des Jugendstils, wobei vor allem die beiden Straßenblöcke zwischen Markt und Thomasstraße hervortreten. Das hat tatsächlich mehrere Gründe. Einerseits erblühte die Stadt im Aufschwung der Textilindustrie im 19. Jahrhundert, wodurch regional eine Reihe aufgeschlossener, potenter Bauherren und Architekten ansässig waren. Hinzu kam ein verheerender Brand in diesem Bereich im Jahr 1902 und die Verlegung des Flüßchens Gräßlitz, welches damals offen anstelle der heutigen Thomasstraße floss.
So wurde das Quartier 1903-1907 mit zeitgemäßen Wohn- und Geschäftshäusern neu bebaut. Diese entstanden als sogenannte „Durchgangshäuser“ zwischen Marktstraße und Thomasstraße. Entsprechend entstanden korrspondierende Fassadenansichten auf beiden Seiten, überwiegend vom Jugendstil beeinflusst.
Architektur
Der Straßenzug beginnt links mit einem bemerkenswertem Gebäude an der Burgstraße, dessen Schauseiten zur Burgstraße und Marktstraße zeigen. Rechts davon schufen die Gebrüder Randel einen Jugendstilbau, der auf dieser Seite von floralen Jugendstilornamenten geprägt ist und wohl zur Enstehungszeit noch deutlich stärker von Stuckornamentik geprägt war. Die schmale Klinker-Fassade in der Thomasstraße 13 geht auf den Chemnitzer Architekten Ernst Jäger zurück. Er orientierte sich an Formen und Motiven aus der Burgenromantik. Den Abschluss am rechten Bildrand bildet das Gebäude „Liebers´ Eck“, die neoklassizistische Klinkerfassade wurde geschaffen vom Bau- und Maurermeister Carl Wilhelm Jesumann.
Bauwerke des Baumeisters Arno Dassler
Zwei weitere Gebäude in der Thomasstrasse 15/17 sowie 19 stammen vom einheimischen Baumeister Arno Dassler. Das Doppelhaus 15/17 wird geprägt durch die zwei hohen Erker auf dieser Seite, welche im Dachgeschoss durch Fachwerkbauweise akzentuiert sind. Bis 1949 gab es hier das Gasthaus „Zum Tunnel“, durch den namensgebenden Durchgang konnte man von der Thomasstraße bis in die Marktstraße laufen. Die schelmisch dreinblickende Figur unter dem rechten Erker, entstand vermutlich als Reklamebild für ein damals ansässiges Zeitschriftengeschäft.
Von diesem Straßenzug der Thomasstraße liegen weitere (noch unbearbeitete) Tageslicht-Aufnahmen aus den Jahren 2013, 2016 und 2018 vor.