Der Prager Hauptbahnhof (Praha hlavni nadrazi) ist ein echter Hingucker. Auch wenn man diesen, aus der Stadt kommend, häufig nicht so direkt wahrnimmt. Erreicht man aus der Altstadt den Bahnhofsbereich, erstreckt sich vor einem zunächst ein breiter Parkgürtel (im Volksmund Sherwood genannt) und dahinter die brutalistische neue Bahnhofshalle aus den 1970er Jahren, hinter welcher die historische Front halb versteckt scheint. Kommt man allerdings seitlich vom Wenzelsplatz auf die Wilsonova Straße erblickt man direkt das prächtige historische Empfangsgebäude.
Architekturgeschichte des Bahnhofs
Dieses ersetzte im frühen 20. Jahrhundert den 1871 errichteten „Prager Kaiser-Franz-Joseph-Bahnhof“. Die Architektur im Sezessionsstil wurde vom tschechischen Architekten Josef Fanta in den Jahren 1901-1909 umgesetzt. Der symmetrische Bau beeindruckt vor allem mit seinen verspielten Jugendstil-Figuren und Details, sowie im Inneren mit der grandiosen halbrunden Schalterhalle hinter dem zentralen Hauptportal. Flankiert wird das Haupportal von zwei Sandsteintürmen die an ägyptischer Pylone erinnern. Auf dem Kopfbau rechts im Panorama prangt ein teils vergoldetes Flügelrad als Symbol für die Eisenbahn. Die Plastiken am Gebäude stammen von Stanislav Sucharda, der auch für die Figuren am „Grandhotel Europa“ verantwortlich war, und Ladislav Šaloun.
Zwischen den Weltkriegen hieß der Bahnhof auch Wilson-Bahnhof, benannt nach dem amerikanischen Präsidenten, dessen Namen noch heute die Straße vor dem Hauptbahnhof trägt: Wilsonova. Das Gebäude wurde seit 2006 durch die italienische Firma Grandi Stazioni saniert, allerdings wurde dieser Vertrag vor einigen Jahren aufgehoben und die Sanierung ist hier im Bild 2022 so gut wie abgeschlossen. Hinter dem Hauptgebäude erstreckt sich zudem eine historische doppel-schiffige Bahnsteighalle, die ebenfalls saniert wurde.
Prag ist eines der Eisenbahndrehkreuze in Mitteleuropa mit Verbindungen von Hamburg bis Bulgarien, bzw. von Weißrussland bis Zürich.