Die Westseite der Nikolaistraße zwischen Schuhmachergäßchen links und Brühl rechts am Bildrand. Im Leipziger Zentrum fungiert die Nikolaistraße als Hauptflanierstraße zwischen den zentralen Geschäftsstraßen im südlichen Zentrum und dem Leipziger Hauptbahnhof. Links am Schuhmachergäßchen sehen wir angeschnitten den Gebäudekomplex Speck’s Hof, ihm gegenüber steht die namensgebende Nikolaikirche. Am rechten Bildrand der Brühl war einst Leipzigs wichtigste Handelsstraße und als Ost-West-Verbindung Teil der europaweiten Via Regia. Bis zum 2. Weltkrieg galt er als „Weltstraße der Pelze“ und der Begriff „Brühl“ wurde als Synonym für den Pelzhandel gebraucht. Vor allem die Nikolaistraße war eine der wichtigsten Seitenstraßen in die sich ebenfalls Pelzhandelshöfe ausbreiteten. Praktisch alle historischen Gebäude in der rechten Bildhälfte entstanden für Pelzhändler.
Beginnen wir rechts an der Ecke Brühl/Nikolaistraße mit Gloecks Haus, auch Chinchilla Haus genannt, welches 1909/10 für den Pelzhändler Richard Gloeck erbaut wurde. Zwei Gebäude weiter steht das Selters Haus, welches hier etwas zurückhaltend wirkt, aber im Detail sehr reich ausgeschmückt ist, u.a. mit Pelztieren aus Kupfer und 5 Putti im Fries über dem Seiteneingang. Es wurde 1908/09 für Alfred Selter durch den Architekten Alfons Berger errichtet und über dem 1. Stock ist noch die Aufschrift „Selter & Weinert – Rauchwaren“ erhalten.
Der folgende Gebäudekomplex ist zugleich Geschäftshaus und Passage und als „Blauer Hecht“ (siehe auch das Hauszeichen über dem Eingang) bekannt. Der Name geht auf einen mindestens seit dem 16. Jhdt. existierenden Gasthof im Vorgängergebäude zurück. Das Gebäude beherbergte einst bis zu 34 Pelzbetrieben und war damit Rekordhalter. Es entstand 1911/12 nach Plänen von Leopold Stenzler als Pelzgewerbehaus.
Weitere zwei Gebäude links findet sich ein Plattenbau der sich im positiven Sinne optisch auffällig unauffällig in die historische Straßenzeile einfügt. Erbaut 1990 dürfte er als eines der letzten Zeugnisse der DDR-Baugeschichte gelten. Links daneben folgt das Zeppelin-Haus welches ein auffälliges Relief des Grafen Zeppelin trägt. Es wurde ebenfalls 1911/12 durch den Architekten Gustav Pflaume für den Rauchwarenhändler Felix Reimann errichtet. Praktisch den kompletten linken Teil der Straßenfront nimmt seit 2009 ein Neubau ein, das Hotelgebäude „motel one“.