Goslar liegt als Kreisstadt in Niedersachsen am nordwestlichen Rand des Harzes, unweit der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Die Altstadt gilt als eindrucksvolles Beispiel historischer Stadtbaukunst und ist seit 1992 eingetragenes UNESCO Weltkulturerbe. Charakteristisch für das Stadtbild ist die reiche Fachwerkarchitektur, die vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert reicht. Typisch sind trauf- oder giebelständige Gebäude mit aufwendig verzierten Fassaden, Krüppelwalm- oder Satteldächern, geschnitzten Balkenköpfen und profilierter Schwellenarchitektur. Der Einsatz von Schiefer zur Dachdeckung oder Fassadenverkleidung unterstreicht die regionale Bautradition, die sich eng mit dem Harzer Bergbau und Handel verknüpft.
Unser Panorama der Marktstraße zeigt einen Straßenzug aus fünf Häusern vom Hohen Weg (links) bis zum Schuhhof (rechts). Nur wenige Meter weiter, gelangt man rechts zum eigentlichen Marktplatz der Stadt Goslar.
Gebäudearchitektur und Geschichte
Rechterhand beginnt die Ansicht mit dem Gebäudekomplex Schuhhof 7–8, einem drei- bis vierstöckigen Fachwerkensemble mit Krüppelwalmdach in Schieferdeckung. Die zusammengebauten Häuser bilden ein traufständiges Eckhaus, das zur Marktstraße giebelständig ausgerichtet ist. Die sichtbare Fachwerkfassade zeigt zur Südseite hin eine Gestaltungsphase aus dem frühen 17. Jahrhundert. Hier finden sich aufwendig geschnitzte Brüstungsbohlen mit Fächerrosetten und floralem Rankwerk, die auf eine repräsentative Umgestaltung verweisen. Ladenmieter ist aktuell das Geschäft „LIFE Style – Geschenke Feinkost Tee“.
Gegenüber der Marktkirche befindet sich das Bürgerhaus Mechtshusen (Marktstraße 1), ein bedeutendes Beispiel bürgerlicher Baukunst aus dem Jahr 1526. Der viergeschossige Fachwerkbau mit Walmdach in Schieferdeckung ist als traufständiges Eckhaus konzipiert. Seine Fassade ist reich gegliedert: Über dem Haupteingang sitzt ein mittig angeordneter, fünfseitiger Erker, das Dielentor zeigt einen Spitz- und Vorhangbogen mit figürlichem Schnitzwerk. Eine Inschrift über dem Eingang nennt das Baujahr: „ANNO MDXXVI“. Die vorkragenden Obergeschosse ruhen auf profilierten Knaggen mit Windbrettern zwischen den Balkenköpfen. Die Stirnseite zur Marktstraße trägt einen sogenannten „Goslarer Giebel“. Seit 1881 besteht eine funktionale Verbindung zum angrenzenden Gebäude Marktstraße 1a. 1906/07 wurde das Haus hofseitig erweitert und diente ab 1919 als Stadtbibliothek. Mittlerweile wurde es zum Hotel mit dem Restaurant „Alte Münze“ umfunktioniert.
Das verbundene Haus Marktstraße 1a ist ein dreigeschossiger Fachwerkbau mit traufständiger Ausrichtung und einem Schiefer gedeckten Satteldach. Die Fassade ist ebenfalls fachwerksichtig und wird durch eine Windeluke im Dachgeschoss ergänzt, was auf eine einstige Nutzung zu Lagerzwecken hinweist.
Anschließend folgt das Wohn- und Geschäftshaus Marktstraße 2, ein ebenfalls dreigeschossiger, traufständiger Fachwerkbau mit Satteldach in Schieferdeckung. Die Fassade ist vollständig mit Schieferplatten verkleidet, was einen Kontrast zu den benachbarten Sichtfachwerken bildet. Seit 1893 ist das Erdgeschoss mit einem Ladeneinbau versehen. Im Dachbereich weist eine Ladeluke sowie die Inschrift „1697“ auf die lange Baugeschichte und den gewerblichen Ursprung des Hauses hin. Mieter war zum Aufnahmezeitpunkt der Friseur-Salon Kunze.
Den linken Abschluss des Panoramas bildet das Gebäude Marktstraße 3, ein zweigeschossiger, traufständiger Fachwerkbau mit einem in Ziegel gedeckten Satteldach. Es handelt sich um ein klassisches Wohn- und Geschäftshaus mit schlichtem Erscheinungsbild, das sich harmonisch in das Ensemble einfügt. Hier wird es genutzt durch das Sushi und Grill-Restaurant Okiko.
Dieser Straßenzug entlang der Marktstraße spiegelt in seiner Vielfalt und im Detailreichtum die historische Tiefe und architektonische Dichte Goslars wider – ein anschauliches Panorama städtischer Baukunst zwischen Funktion, Repräsentation und handwerklichem Können.
Weitere Infos zu den Bauwerken finden Sie in der Liste Baudenkmale in Goslar – Marktstraße.