„Ein schöner Giebel ziert das Haus“ – Der Prinzipalmarkt in Münster
Nach dem nordfriesischen Sprichwort schmücken am Münsteraner Prinzipalmarkt reich entwickelte Giebelhäuser die Straßenflucht. Mit Blick nach Osten führt uns das hier gezeigte Panorama entlang geschichtsträchtiger Geschäfte wie dem Modehaus Petzhold über das Stadtweinhaus, Historisches Rathaus, Haus Ostendorff bis hin zum Stadthausturm. Gerade bei Nacht erreicht die Plastizität der Fassaden durch das Spiel von Licht und Schatten ihren Höhepunkt. Für die Fußgänger befinden sich im Erdgeschoss offene Hallen, deren Anlage in das dreizehnte Jahrhundert zurück reicht. Es erinnert an die Arkadengänge der Renaissancevillen Andrea Palladio’s. Jedoch steht hier nicht der Ausblick in die Landschaft im Vordergrund, sondern vielmehr das Flanieren und geschützte Fortkommen entlang der Geschäfte. Hier kann der Passant vom geschäftigen Treiben des Straßenlebens in die ruhigere Atmosphäre der säulengestützten Gänge diffundieren. Neben der feinen gotischen Fassadenbildung des Rathauses sticht das Stadtweinhaus mit seinem frei hervorspringendem Balkon heraus. Hier wurden die Urteile der Richter der Öffentlichkeit verkündet. Trotz der gewaltigen Zerstörung der Altstadt im zweiten Weltkrieg, gelang es, die Häuser aus den Trümmern zu rekonstruieren. Die Giebel des Stadtweinhauses und des Rathauses wurden dabei mit den filigranen schmückenden Elementen des Barock und der Renaissance wiederhergestellt. Bei den übrigen Häusern wurden diese Elemente durch scharfkantige Dreiecks- und Stufengiebel ersetzt.
Einkaufsstraße
Zu sehen sind in dieser Streetline Abbildung von links nach rechts die Geschäfte Appelrath-Cüpper, Foto Erhardt, Modehaus Petzhold, Weitkamp, das Gasthaus Stuhlmacher, der Ratskeller Münster, United Colors of Benetton, Grümer Herrenkleidung, die Westfälischen Nachrichten sowie Hausfelder accessoires & reise.
Historisches Rathaus
Münsters historisches Rathaus ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Das erste Rathaus wurde ca. Mitte des 12. Jahrhunderts an dieser Stelle gebaut, die prächtige Fassade mit Schaugiebel erhielt das mehrfach erweiterte Rathaus um 1395. Besondere Bedeutung erhielten Stadt und Rathaus aufgrund des Westfälischen Friedens welcher hier und in Osnabrück 1648 geschlossen wurde und den Dreißigjährigen Krieg beendete. Die große Rats- und Gerichtskammer im historischen Rathaus wurde später in Friedenssaal umbenannt. 2015 wurde das Rathaus, gemeinsam mit dem in Osnabrück, mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
Weitere Gebäude
Mittig links steht das Haus Prinzipalmarkt 5 (Modehaus Petzhold) mit drei historischen Giebeln. Tatsächlich stand hier seit 1841 ein klassizistischer Neubau der als Grand Hotel genutzt wurde, allerdings für den Platz untypisch keine Giebel erhielt. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude in der Stadt stark diskutiert und letztendlich ein Wiederaufbau mit Giebelformen der früheren Vorgängergebäude umgesetzt.
Haus Ostendorff, rechts vom Historischen Rathaus, ist ein spätgotisches Bürgerhaus (um 1500), welches seit 1897 der Familie Ostendorff gehört und nach dem 2. Weltkrieg 1950-1977 wiederaufgebaut wurde.
Eine kleine Anekdote zum Prinzipalmarkt: Der „Bierkrieg“ von 1895
Aufgrund der Durchsetzung einer Sperrstunde sammelte sich in der Nacht des 01. Oktober 1895 eine bunt gemischte heitere Meute von Hunderten von Menschen. Sie sangen und johlten. Diejenigen, die es zu bunt trieben, nahm die Polizei fest, sodass sich die Arrestzellen kurzerhand füllten. Einer vorübergehenden Getränkeknappheit konnte ein örtlicher Brauer Abhilfe schaffen, der kurzerhand einen Bierwagen vorfuhr und sich als Spender feiern ließ.
Diese Ansicht des Prinzipalmarkts in Münster wurde in Woche 34 unseres Projekts 101 weeks 101 cities präsentiert. In unserem Archiv findet sich ebenso eine teilweise gegenüber liegende Ansicht der Westseite des Prinzipalmarkts.