Die Umgebindehäuser im Zentrum von Großschönau
Die Umgebindehäuser (hier Theodor-Haebler-Straße) sind von einer einzigartigen Architektur geprägt, die sich quer durch Europa erstreckt. In Großschönau kann man noch 600 Umgebindehäuser besichtigen. Die meisten sind liebevoll restauriert und wahre architektonische Kunstwerke. Sie zeugen ebenso wie das deutsche Damast- und Frottiermuseum von der interessanten Geschichte des Ortes.
Die Ortsgeschichte von Großschönau in Sachsen
Großschönau liegt direkt an der deutsch-tschechischen Grenze im Südosten Sachsens. Wenn man die Stadt nach Westen verlässt, geht sie direkt ins tschechische Warnsdorf über. Heute hat Großschönau etwa 5.300 Einwohner. Nach der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1352 als „Magnum Sonow“ war es ursprünglich ein sogenanntes Waldhufendorf. Das ist eine ländliche Siedlung, die typischerweise in einem Rodungsgebiet angelegt wurde.
1430 gab es einen dokumentierten Rittersitz des Grundherren Peter von Maxen und ab 1564 ein Rittergut. Zu bedeutenden Veränderungen kam es im Jahr 1666 als der Zittauer Rat die Brüder Christoph und Friedrich Lange nach Holland schickte, um das Damastweberei Handwerk zu erlernen. Schnell wurde Großschönau damit international bekannt und belieferte etliche europäische Herrschaftshäuser mit edler Tischwäsche.
Später im Jahr 1834 wurde mit der vereinfachenden Jacquardtechnik der Weg zur heutigen Frottierweberei geebnet. Noch heute sind die Firmen Damino GmbH. und Frottana Textil GmbH. & Co. KG mit diesen Produkten sehr erfolgreich.
Die Bauweise der Umgebindehäuser
Ursprünglich waren es praktische landwirtschaftliche Bauwerke mit drei Hauptteilen: Stall, Flur und Stube. Hier wohnten also Mensch und Tier wie damals üblich unter einem Dach. Wobei es neben dem Bauernhaus und dem Kleinbauernhaus auch Weberhäuser und Faktorenhäuser (das ist eine Handelsniederlassung) gibt.
Charakteristisch ist die Blockbauweise mit übereinanderliegenden, waagrechten Hölzern. Das sogenannte Umgebinde in Fachwerkbauweise ist ein Rahmen aus Holzbalken wie der Name schon erahnen lässt. Dieser Rahmen wurde mit Mauern ursprünglich aus Naturstein und Lehmmörtel ausgefüllt. Diese Bauweise existiert nun seit ungefähr 350 Jahren. Die abgebildeten vier Wohnhäuser in der Theodor-Haebler-Straße sind alle über 200 Jahre alt:
Nr. 13 (ganz links) trägt eine Inschrift von 1816.
Nr. 15 (rechts daneben) wurde um 1760 erbaut und hat einen rückwärtigen Flügel sowie einen Gang zur Faktorei in der Kirchstraße 12.
Nr. 17 wird mit 1800 datiert.
Nr. 19 (ganz rechts) trägt die Jahreszahl 1819 und hat einen rückwärtigen Flügel.
Teil der deutschen Fachwerkstraße
Insgesamt stehen heute noch in etwa 19.000 derartige Bauwerke von Nordböhmen und Niederschlesien bis in die sächsische Schweiz und Oberlausitz rund um das Dreiländereck von Polen, Tschechien und Deutschland. Großschönau ist seit 2015 ein Teil der „Oberlausitzer Umgebindehausstraße“. Es handelt sich dabei um einen sehenswerten Rundweg durch die Gemeinden Kottmar, Oderwitz, Mittelherwigsdorf und eben Großschönau sowie druch die Städte Seifhennersdorf, Ebersbach-Neugersdorf und Herrnhut. In diesem regionalen Gebiet kann man fast 6.500 Umgebindehäuser bewundern.
Herkunft des Namens der Theodor-Haebler-Straße
Wer mehr zum Namensgeber dieser Straße erfahren möchte, sollte unbedingt dem deutschen Damast- und Frottiermuseum Großschönau einen Besuch abstatten. Schon im Jahre 1826 hat ein gewisser Johann Gottfried Lieske die Fabrik für halbbaumwollene und halbleinene „Thee- und Kaffeeservietten“ gegründet. Sein Schwiegersohn Carl Gotthelf Häbler erweiterte den Betrieb um alle Produkte, die in Damast eingeschlagen sind.
Später wurde auch noch expandiert und eine Bleichanstalt im Jahr 1856 hinzugefügt. So entstand die Leinen-Damastfabrik und Bleiche von J. G. Lieske & Häbler in Großschönau. Der Sohn von Herrn Häbler und Frau Lieske war Eduard Theodor Häbler. Er wurde 1832 geboren und ist 1850 schon als 18-jähriger gestorben. Wahrscheinlich war das auch der Grund für die Benennung der Straße nach ihm.