Traditionelle Baukultur im Alten Land
Das Alte Land südwestlich von Hamburg zählt zu den bedeutendsten und besterhaltenen Kulturlandschaften Norddeutschlands. Die Architektur der Region ist geprägt von großzügigen Fachwerkhäusern mit reicher Verzierung, typischerweise in warmen Rot- und Weißtönen gehalten. Charakteristisch sind die teils kunstvollen Backsteinausfachungen, ziegelgedeckte Satteldächer sowie die giebel- oder traufständige Ausrichtung der Gebäude zur Straße. Diese Bauweise spiegelt die jahrhundertealte Geschichte des Alten Landes als wohlhabende Obstbauregion wider.
Bürgerei Jork
Im Ortskern von Jork zeigt sich diese Bautradition besonders anschaulich in der Bürgerei, einer historischen Straße nördlich der Kirche. Der Straßenzug entstand entlang der früheren Verbindung von Mittelnkirchen nach Estebrügge und war einst Teil der Landstraße Stade–Francop. Heute verläuft die Durchgangsstraße weiter nördlich, im Bereich des früheren Osterjorker Fleets. Entlang der Bürgerei reihen sich giebel- und traufständige Fachwerkhäuser aus dem 17. bis 20. Jahrhundert in typischer Altländer Farbigkeit aneinander und prägen das Ortsbild nachhaltig. Die südlich angrenzende, leicht erhöhte Friedhofswurt mit der barocken Saalkirche und einem freistehenden hölzernen Kirchturm setzt dabei einen markanten städtebaulichen Akzent. Aufgrund ihrer städtebaulichen Geschlossenheit und ortsgeschichtlichen Bedeutung steht die Jorker Bürgerei als bauliche Gruppe unter besonderem Schutz.
Unser Panorama zeigt die komplette Südseite der Bürgerei Jork, beginnend rechts an der Straße „Am Fleet“, den Kanal „Jorker Hauptwettern“ überquerend, den Arp-Schnitger-Weg querend (zwischen den Häusern 2 und 4), die Straße „Umweg“, bis die Bürgerei am linken Bildende in die Osterjork Straße mündet.
Am rechten Bildrand beginnt der Straßenzug mit einem Fachwerkhaus einer Anwaltskanzlei. Über den Kanal schließt sich links ein kleines Backsteinhaus mit dem Geschäft Bücherstübchen (Bürgerei 2) an.
Im Zentrum des Panoramas folgt das Gebäude Bürgerei 4, ein aus zwei Baukörpern bestehender Fachwerkbau. Der nördliche, straßenseitige Teil stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um einen eingeschossigen Bau mit Backsteinausfachung unter einem Mansarddach, dessen Giebel vierfach vorkragt. Ursprünglich wurde das Wohn- und Geschäftshaus im 18. Jahrhundert als Brauerei errichtet. Der nördliche Anbau entstand an der damaligen Landstraße. Das Gebäude besitzt sowohl aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Ortsgeschichte als auch als beispielhaftes Fachwerk-Bürgerhaus des 18. und 19. Jahrhunderts sowie seiner städtebaulichen Wirkung als Platzrandbebauung des Kirchhofes einen besonderen Erhaltungswert. Unter dem historischen Ladenschriftzug „Hartmann“ findet sich hier heute die Boutique „Berthas Tochter“.
Links davon steht das markante Haus Bürgerei 6, ein zweigeschossiger, traufständiger Fachwerkbau aus der Zeit um 1660. Errichtet wurde es von Hinrich (Henricus) von Haren. Das Gebäude ruht auf einem Backsteinsockel und ist mit einem ziegelgedeckten Satteldach versehen. Das Obergeschoss kragt traufseitig leicht vor, während der Giebel vierfach vorkragend über profilierten Knaggen und gerundeten Füllhölzern ausgebildet ist. Besondere Zierausfachungen und die differierenden Ständerachsen im Erd- und Obergeschoss verleihen dem Haus eine kunstvolle Erscheinung. Seit spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es als Gasthaus genutzt. Zum Aufnahmezeitpunkt finden wir hier das Hotel Sievers mit dem Altstadtrestaurant. Über dem Erdgeschoß trägt es die Balkeninschrift – „Hier ward drunken und nicht sapen – Hier kann jedeen reedlich slapen – Hier ward ok de Krüsche satt – Hier verdriggt sich Hoch un Platt“.
Den linken Abschluss der Ansicht bildet das Gebäude Bürgerei 8, ein eingeschossiger, traufständiger Fachwerkbau mit hohem Backsteinsockel und ziegelgedecktem Satteldach. Auffällig ist das mittig in der straßenseitigen Dachfläche eingestellte zweiachsige Zwerchhaus. Der westliche Giebel kragt zweifach über ein Stichgebälk vor und zeigt, wie bei den benachbarten Gebäuden, profilierte Knaggen und gerundete Füllhölzer. An der Südseite ist das Dach über einen niedrigeren Anbau abgeschleppt. Errichtet wurde das Haus im 18. Jahrhundert entlang der damaligen Durchfahrtsstraße Richtung Francop. Auch dieses Gebäude besitzt aus ortsgeschichtlicher Perspektive eines Fachwerk-Bürgerhauses des 18. Jahrhunderts besonderen Denkmalwert. Hier ist das Immobilienbüro „Altes Land“ ansäßig.
Unser Streetline Panorama der Bürgerei Jork ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unvollendet – lediglich diese halbfertige Ansicht in kleiner Auflösung wurde grob bearbeitet. Bei Interesse an einer hochaufgelösten fertiggestellten Bildvariante wenden Sie sich gern an uns. Weitere Informationen über die Baukultur in Jork finden Sie im Jorker Denkmalatlas.