Die Alte Baumwolle in Flöha war Anfang des 20. Jahrhunderts die größte Spinnerei Sachsens und die modernste des Deutschen Reichs. In dieser Phase entstanden auch die im Panorama dokumentierten Gebäude, links der sogenannte Wasserbau und rechts die Zwirnerei mit dem ehemaligen Kontor/Verwaltungsbau. Sie stehen auf der Ostseite des Marktes (bzw. der Claußstraße), der im Zentrum des alten Industriegeländes neu angelegt wurde. Rückseitig fließt der Fluss Flöha und begrenzt das Gelände. Erbaut werden Sie 1900 bis 1904 nach Plänen von Paul Ranft für die damalige Baumwollspinnerei E. I. Clauß Nachfolger.
Neues Stadtzentrum
Nachdem die Alte Baumwolle Anfang der 1990er Jahre stillgelegt wurde keimte in der Stadt Flöha, welche durch Zusammenschlüsse mehrerer Einzelgemeinden 1920 und 1962 entstand, die Idee hier im geografischen Zentrum der Stadt ein neues Stadtzentrum anzulegen. Im Wasserbau (die ehemalige Spulerei) entstand ein Kultur- und Vereinszentrum mit Sparkasse und Bibliothek. In die Shedhalle der Zwirnerei zog mittlerweile die Kindertageseinrichtung Baumwollzwerge und das Kontor wird zum Neuen Rathaus von Flöha. Weitere Gebäude um den entstehenden Markt werden ebenfalls umgenutzt.
Industriegeschichte
1789 errichtet Kommerzienrat Benjamin Gottlieb Pflugbeil, Inhaber einer Kattundruckerei in Chemnitz, auf der damaligen Kohlwiese im kleinen Dorf Plaue eine Bleicherei und Färberei. Diese wandelt später Kommerzienrat Christian Gottlieb Seeber in eine Baumwollspinnerei um und erweitert sie, wobei auch die historische Spinnmühle von 1809 errichtet wird (Baumeister Johann Traugott Lohse), heute der älteste Gebäudeteil des Areals, schräg gegenüber des Kontorbaus hier im Panorama. Im Jahr 1815 geht die Spinnerei an die Gebrüder Peter Otto Clauß und Ernst Iselin Clauß über. Unter ihrem Namen entwickelt sich das Unternehmen von der wasserkraftgetriebenen ersten Spinnmühle bis hin zum Großbetrieb Anfang des 20. Jh. Als „VEB Vereinigte Baumwollspinnereien und Zwirnereien Flöha“ bleibt Plaue in der DDR Zeit das Zentrum der Spinnerei und beschäftigt noch 1989 1.200 Arbeiter. Bereits 1962 schloss sich Plaue mit der Stadt Flöha zusammen.
Seit dem Kauf des Areals durch die Stadt Flöha 2001 wurde das Vorhaben Neues Stadtzentrum strategisch vorangetrieben. Bereits mehrfach erhielt das Projekt Auszeichnungen, so auf der denkmal Messe in Leipzig oder den Denkmalpreis des Landkreises Mittelsachsen. Es entstehen derzeit weitere Wohn- und Gewerbeeinheiten und ein neu entstandenes Einkaufszentrum wurde 2020 mit dem „Store of the Year“ Preis des Handelsverbandes Deutschland geehrt.
Diese Straßenfront-Ansicht der Alten Baumwolle in Flöha ist ein Beitrag zum sächsischen Jahr der Industriekultur 2020. Weitere Bilder des Geländes und aus Zeiten vor der Sanierung findet Ihr bei Industrie.Kultur.Ost