Das gotische Aachener Rathaus ist neben dem Dom das markanteste Bauwerk im historischen Stadtkern von Aachen. Wir schauen hier auf die dem Marktplatz zugewandte Nordfassade mit dem Granusturm links und dem Marktturm rechts im Panorama. Rechterhand war das Rathaus über Jahrhunderte direkt mit Nachbarhäusern bebaut, heute ist dort ein zeittypischer, abgesetzter Neubau als Geschäftshaus zu erkennen. Auf linker Seite entspricht die Struktur eher der historischen Bebauung, direkt an die Wand des Rathauses schmiegen sich die beiden kleinen historischen Häuser „Gulden Hunt“ und „Zum Eysseren Cram“ (siehe weiter unten). Der Durchgang links des Rathauses führt vom Markt zum Katschhof und zur Krämerstraße.
Geschichte und Architektur des Rathauses
Das Aachener Rathaus steht auf den Grundmauern der Aula Regia (der königlichen Halle) der Kaiserpfalz aus der Karolingerzeit. Deren Grundriss lässt sich noch am Bau ablesen und der Granusturm links im Bild wurde beim Bau des Rathauses von der Palasthalle übernommen. Er wurde dabei um 14 Meter aufgestockt und wird der Zeit Karl des Großen zugerechnet. Da in Aachen noch bis ins 16. Jahrhundert Königskrönungen stattfanden, verpflichtete sich die Bürgerschaft als Gegenleistung für den Standort einen Krönungssaal für das festliche Krönungsmahl einzurichten.
Erbaut wurde das Aachener Rathaus im frühen 14. Jahrhundert durch die Bürgerschaft unter Leitung ihres amtierenden Bürgermeisters Gerhard Chorus (1285–1367) im gotischen Stil. Fertiggestellt 1349 fanden im Krönungssaal noch bis 1531 die Krönungsfestessen deutscher Könige statt. Das Rathaus diente als Verwaltungsgebäude und Festhaus für die Reichsfeiern, während der Granusturm als Archiv, Waffenlager und zeitweilig auch als Gefängnis diente.
Nachdem der große Stadtbrand von 1656 Teile der Dächer und die Türme zerstörte, erfolgte ein barocker Umbau des Rathauses. Vor allem der Aachener Baumeister Johann Joseph Couven führte 1727 bis 1732 eine grundlegende Umgestaltung im Stile des Barock durch. Er ließ den gotischen Figurenschmuck entfernen und Innenräume sowie die Hauptfassade und die Eingangstreppe barock neu gestalten. Heute kann man dies z.B. noch im „Weißen Saal“ im Erdgeschoss erkennen.
Erneut umgestaltet im gotischen Sinne wurde der Bau ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Insbesondere Stadtbaumeister Friedrich Joseph Ark trieb die neogotische Umgestaltung voran und stattete das Gebäude mit neugotischen Gemälden, Reliefs und Skulpturen aus. Für die Hauptfassade zum Markt wurden neogotische Statuen von 51 Königen sowie Symbolen von Künsten, Wissenschaft und Christentum erschaffen.
Doch es kam weiterhin zu großen Restaurierungen und Umgestaltungen. Der Rathausbrand 1883 erzwang den Neuaufbau von Türmen und Dächern. Im 2. Weltkrieg erlitt das Gebäude erhebliche Bomben- und Brandschäden und die komplette Nordfassade wurde strukturell geschädigt. So mussten nach 1945 erneut die Türme und der Rathausbau grundlegend saniert und rekonstruiert werden. Erstaunlich ist, dass ein Zyklus großflächiger Fresken im Krönungssaal diese Zerstörungen bis heute überstanden hat. Dieser wurde 1847-1861 vom Atelier des Malers Alfred Rethel ausgeführt und zeigt Stationen und Legenden aus dem Leben Karls des Großen.
Von Eulenspiegel zum Postwagen
Eine Besonderheit sind die, bereits in der Einleitung erwähnten, beiden kleinen Häuschen an der Rathausmauer links im Bild. Bereits im 14. Jahrhundert wurde diese Niche mit kleinen Krämerhäusern bebaut. Nach dem Stadtbrand 1656 entstanden die beiden heute noch erhaltenen Gebäude. Der vordere niedrigere Holzbau mit Fachwerk-Elementen gilt als einziges erhaltenes Alt-Aachener Holzhaus und wurde zunächst „Zum Goldenen Hund“ genannt. Der hintere barocke Steinbau hieß „Zum Eysseren Cram“ was auf einen Eisenhändler verwieß. Beide Häuser hatten über die Jahrhunderte wechselnde Besitzer und Ladenbetreiber. Das markante Holzhaus erhielt später den Namen „Zum Eulenspiegel“, eine Referenz an einen schelmischen Buchhändler. Ein Nachfolger zog mit seinem Geschäft und dem Namen in ein Gebäude schräg gegenüber, wo noch heute das Haus Eulenspiegel steht. Beide Gebäude wurden später innen zusammengelegt und eine Gaststätte eingerichtet. Aufgrund des auffälligen Holzbaus bürgerte sich bald der Name „Postwagen“ für Gebäude und Restaurant ein und so besteht der Postwagen nach einer Rekonstruktion nach dem 2. Weltkrieg noch heute.
Gegenüber linker Seite im Panorama ist ein kleiner Block zu sehen, der etwas abgewinkelt vom Rathaus die Südostseite des Marktplatzes einnimmt. Direkt an der Ecke lag früher das Weinhaus „Zum Lichtenberg“. Die heutigen beiden Geschäftshäuser beherbergen zum Aufnahmezeitpunkt das Modehaus „Männersache“ und das Restaurant „Eiswelt“. Rechts davon sieht man im Hintergrund einen Turm des Aachener Doms, links am Bildrand schauen wir in die Straße Büchel.