Obere Calwer Straße 36–66 Stuttgart
Die Obere Calwer Straße gehört zu den prägendsten Altstadtstraßen im Zentrum Stuttgarts und bildet eine wichtige historische wie funktionale Verbindung innerhalb der Innenstadt. Unser Panorama zeigt die Nordwestseite der Oberen Calwer Straße, die sich über knapp 150 Meter zwischen Lange Straße und Rotebühlplatz erstreckt. Dieser südliche Abschnitt verläuft parallel zur bekannten Einkaufsmeile Königstraße, ist jedoch deutlich stärker durch gastronomische Nutzung und ein vielfältiges architektonisches Erbe geprägt. Auf ihrer gesamten Länge wird die Straßenfront auf der Rückseite von der Calwer Passage begleitet, einem modernen Laden- und Bürokomplex der seine Glasfassade zur Theodor-Heuss-Straße hin zeigt. Die Straße selbst ist nach der Kleinstadt Calw benannt, etwa 30 Kilometer westlich von Stuttgart gelegen.
Unser Panorama oben zeigt momentan die fertiggestellte rechte Hälfte des Straßenzugs. Den noch unvollendeten kompletten Straßenzug sehen Sie rechts unter den Detailbildern.
Nutzung und Sanierung der Calwer Straße
Heute ist die Obere Calwer Straße eine der letzten zusammenhängenden historischen Flaniermeilen der Innenstadt und bietet mit ihren zahlreichen Straßencafés, Restaurants und inhabergeführten Geschäften einen beliebten Treffpunkt für Einheimische und Besucher. Ihre Entstehung und Entwicklung spiegelt exemplarisch die Geschichte des bürgerlichen Stuttgarts wider. Ursprünglich drohte dieser gesamte Straßenblock in den 1970er Jahren dem Abriss zum Opfer zu fallen – ein Vorhaben, das nur durch das öffentliche Engagement und die Aktion „Rettet die Calwer Straße!“ verhindert werden konnte. In Folge wurden zahlreiche Gebäude sorgsam restauriert, einzelne auch rekonstruiert, und durch moderne Ergänzungen harmonisch ergänzt. Seit kurzem steht auch die Calwer Passage (erbaut 1978) selbst unter Denkmalschutz, was die gestalterische und historische Bedeutung dieses Bereichs unterstreicht.
Baugeschichte Obere Calwer Straße
Die Bebauung der Oberen Calwer Straße besticht durch eine außergewöhnliche stilistische Vielfalt: Hier reihen sich Gebäude aus dem Biedermeier, Spätbarock, Historismus, Neorenaissance und Jugendstil eng aneinander. Die spätbarocken Häuser Nr. 40 (Fachwerkhaus) und 50, beide aus dem Jahr 1793, zählen zu den ältesten im Straßenzug. Besonders hervorzuheben ist das Palais Gültlingen mit seinen repräsentativen spätbarocken Fassadenelementen, das heute die bekannte Gaststätte „Paulaner“ beherbergt (andere Seite der Straße). Ein architektonischer Kontrast dazu ist das sogenannte „Kupferhaus“ (Nr. 42), ein markanter Neubau der Architekten Hans Kammerer und Walter Belz aus dem Jahr 1978, der mit seiner kupferverkleideten Fassade und klaren Linien eine moderne Note einbringt und gleichzeitig den unteren Zugang zur Calwer Passage bildet.
Im weiteren Verlauf folgen Bauten des Historismus und der Gründerzeit mit reich verzierten Fassaden und typischen Stilformen der Jahrhundertwende. So zeigt etwa das Gebäude Nr. 58 mit seinen Louis-Seize-Elementen und Umbauten durch Georg Friedrich Bihl und Alfred Woltz (1897) ein beispielhaftes Fassadenbild des Neobarock. Noch opulenter gestaltet ist der Doppelbau Nr. 62 und 64, der zwischen 1904 und 1906 entstand und in seinen Fassaden sowohl neoromanische als auch deutliche Jugendstilelemente aufweist – ein Werk der Architekten Hengerer und Katz.
Restaurants und Shopping
Auch in der heutigen Nutzung bleibt die Obere Calwer Straße ihrer vielfältigen Geschichte treu. Entlang der Erdgeschosse reihen sich Cafés und Restaurants mit großzügigen Außensitzbereichen an kleine Fachgeschäfte und Dienstleister. Unter anderem finden sich hier (zum Aufnahmezeitpunkt) eine Filiale von Starbucks, die Ballettschule Fouetté, die Schmuckboutique Smeraldo, der Herrenausstatter Jan Hofmann, das Fachgeschäft Jany Richard, das Pflanzen- und Geschenkegeschäft Blosswelt (alle rechte Hälfte) sowie das Antiquariat Müller & Gräff und Briefmarken Hoffmann (linke Hälfte des Panoramas). Diese Mischung aus Tradition, Detailreichtum und urbanem Leben macht die Obere Calwer Straße zu einem einzigartigen Stück Stadtgeschichte – bewahrt durch das Engagement der Stuttgarter Bürgerschaft und heute ein historisches Juwel im Herzen der City.