Ein Stadtbild Rundgang in Leipzig

Inhaltsverzeichnis

Karte | Über | Rundgang | Alternativen | Blogs | Bücher | Essen

Karte

Zum Rundgang haben wir oben eine interaktive und zoombare Karte erstellt. Die blaue Linie zeigt den Verlauf unserer Tour, rote Marker die Orte die wir beschreiben, grüne Marker die Orte aus unseren Alternativideen und gelb und blau sind Start und Ende des Stadtrundgangs markiert.

Über diesen Rundgang

Sie sind in Leipzig und haben gerade drei Stunden Zeit? Vielleicht sind Sie zu Besuch, haben gerade Pause während einer Tagung oder einfach einen Aufenthalt zwischen zwei Zügen am Leipziger Hauptbahnhof… Genügend Zeit also, um das Leipziger Zentrum zu erkunden und mehr zu sehen als Rathaus, Markt und Mädlerpassage. Wir nennen unsere kleine Tour einen Stadtbild Rundgang, weil wir genau das erlebbar machen wollen. Das Leipziger Zentrum mit seiner Vielfalt an Architektur und seiner städtischen Geschlossenheit statt einzelner Sehenswürdigkeiten. Sie haben andere Pläne für Ihre drei Stunden? Ganz unten finden Sie unsere Alternativideen.

Der drei Stunden Rundgang

Wir beginnen am Leipziger Hauptbahnhof, dem nach Fläche größten Kopfbahnhof Europas und zwar vor dem Westportal (siehe Text zum Bahnhof). Erreichbar ist der Hauptbahnhof bequem per Bahn oder Straßenbahn (fast alle Linien). Wir befinden uns direkt am Nordostende des Innenstadtrings, der das kompakte Zentrum komplett umschließt. Bevor wir den Ring und den zentralen Straßenbahn-Knotenpunkt der Stadt überqueren, sehen wir rechts von uns neben dem Bahnhof das ehemalige Hotel Astoria. Es war bis zur Wende sozusagen das erste Grand Hotel in Leipzig, steht aber seit 1997 leer und aufgrund des hohen Investitionsbedarfs bleibt die Zukunft ungewiss.
Geradewegs über den Willy-Brandt-Platz gelangen wir direkt in die Nikolaistraße und werden sofort von den ersten gründerzeitlichen Altbauten flankiert.

Leipzig Main Station and Astoria

Hotel Astoria | Hauptbahnhof

Hauptbahnhof

Der Leipziger Hauptbahnhof entstand als hoheitliches Gemeinschaftsprojekt von Preußen und Sachsen und ersetzte drei Vorgängerbahnhöfe an gleicher Stelle. Deshalb wurde er symmetrisch in zwei Hälften geteilt, die Westhalle gehört zur ehemals preußischen Seite, die Osthalle zur sächsischen Seite. Seit einem Umbau in den 90er Jahren befindet sich im Hauptbahnhof eine Shopping-Promenade über drei Etagen. Seit 2013 ist er unterirdisch durch den zweigleisigen City-Tunnel auch in Südrichtung mit dem Schienenverkehr verbunden und praktisch kein richtiger Kopfbahnhof mehr.

Brühl

Bereits nach wenigen Metern erreichen wir den Leipziger Brühl und sehen vor uns die prachtvolle Architektur der ehemaligen Pelzhändlergebäude. Der Brühl war bis 1933 die „Weltstraße der Pelze“, wer hier ansässig war, entsprechend wohlhabend. Leider ist von der alten Brühlbebauung seit einem Luftangriff 1943 nicht mehr viel übrig. Wir biegen rechts in den Brühl ein und sehen gleich auf rechter Seite in einer Freifläche eine komplett bemalte Häuserwand. Sie zieren die typischen Figuren des Leipzigers Michael Fischer-Art, hier in einer Collage zur Wiedervereinigung.

Leipzig Walk Photos Germany

Brühl | Höfe am Brühl | Romanushaus | Blechbüchse

Höfe am Brühl

Nachdem wir die Reichsstraße überquert haben, beginnen auf rechter Seite die neu entstandenen „Höfe am Brühl“, ein moderner Einkaufskomplex, der nach einem viel diskutierten Architekturwettbewerb die alten Straßenlinien des Brühls aufgreift und eine abwechslungsreiche Fassadenfront kleinparzelliger Gebäude imitiert. Bevor wir links die prachtvolle Katharinenstraße passieren, sehen wir bereits das Leipziger Bildermuseum (korrekt: Museum der bildenden Künste), einen 2004 entstandenen modernen Neubau. Es beherbergt eine der bedeutendsten bürgerlichen Kunstsammlungen Deutschlands mit Schwerpunkten in der niederländischen Malerei, der DDR Kunst und der neuen Leipziger Schule, vertreten unter anderem durch Neo Rauch. An der Ecke Katharinenstraße befindet sich das bedeutendste erhaltene Beispiel Leipziger Barockarchitektur, das Romanushaus von 1704.

Blechbüchse

Kurz bevor wir das Ende des Brühls erreichen, findet sich rechter Hand an der Fassade der Höfe am Brühl eine Plakette mit dem Hinweis, dass hier einst das Geburtshaus Richard Wagners stand. Der Brühl endet, wo die Höfe mit einem auffällig geschwungenen, in metallischen Waben verkleideten Gebäude enden. Wir stehen jetzt vor der sogenannten Blechbüchse, die beim Neubau der Höfe als Fassade erhalten blieb. Bereits ursprünglich war dies ein auffälliger Kaufhausbau im Historismus-Stil, der nach Kriegszerstörungen zu DDR-Zeiten diese moderne Metallfassade bekam.
Vor uns liegt der neu gestaltete Richard Wagner Platz am nordwestlichsten Punkt des Leipziger Rings. Auf der äußeren Seite des Rings sehen wir unter anderem das Naturkundemuseum (derzeit aufgrund des Zustands eher ein zeithistorisches Zitat eines Museums), das ehemalige Ringmessehaus und die evangelisch reformierte Kirche.

Graffiti Krieg Leipzig Panorama

Tröndlinring

Ein Panorama des Tröndlinrings mit der evangelischen reformierten Kirche, dem Hotel Fürstenhof und dem ehemaligen Ringmessehaus, hier mit Graffiti, gegenwärtig in Umwandlung zu einem Hotel.

rundgang Leipzig

Hotel de Pologne | Eingang zum Kretschmanns Hof | Kretschmanns Hof | Katharinenstraße

Hainstraße und Kretschmanns Hof

Von der Blechbüchse führt in südlicher Richtung die Hainstraße zum Markt. Sie ist die kleinste der drei großen Geschäftsstraßen, die am Markt münden. Gleich nach wenigen Metern erhebt sich linker Hand ein prachtvoll restaurierter Bau mit einer auffällig großen Fassade, das ehemalige Hotel de Pologne, berühmt für seine drei aufwändig restaurierten Barocksäle. Direkt im Anschluss liegen rechts der Eingang zur Jägerhofpassage und links zu Kretschmanns Hof. In der sehenswerten Jägerhof-Passage mit drei Innenhöfen befindet sich Leipzigs zentrales Programmkino, die Passage Kinos, die ebenfalls zentraler Ort des Internationalen Leipziger Dokumentarfilmfestivals sind. Wir durchschreiten im Rundgang allerdings den links gelegenen Kretschmanns Hof. Nicht irritieren lassen, am Ende des ersten Hofs gelangt man durch einen kleinen Durchgang links in den sehenswerteren zweiten Hof, der einen schließlich bis zur Katharinenstraße führt.

Katharinenstraße

Jetzt schauen wir direkt auf das schon erwähnte Bildermuseum, einen gigantischen Glas/Betonkubus, der in der Mitte eines noch nicht komplettierten Karrees von Eckbebauungen steht. Direkt rechts vor dem Museum sitzt die Leipziger Touristen-Information. In unserem Rücken stehen wir jetzt zentral vor der schon erwähnten Katharinenstraße, von der nur die Westfassade den Krieg überlebt hat und beispielhaft von der historischen Pracht Leipzigs zeugt. Wir folgen der Katharinenstraße in südlicher Richtung und gelangen schließlich an den Leipziger Markt.

Leipzig walk around Marketsquare

Bildermuseum | Alte Waage | Altes Rathaus mit Markt | Eingang König-Albert-Haus | Eingang Barthels Hof

Leipziger Markt

Hier erstreckt sich linker Hand auf der Ostseite des Marktes das Alte Rathaus von 1557. Es ist eines der bedeutendsten noch erhaltenen Renaissancebauwerke Deutschlands und trägt die längste Gebäudeinschrift Europas. Die Nordseite ist durch historische Gebäude geprägt, an der Nordostecke befindet sich die rekonstruierte Alte Waage. Hier wurde zu Messezeiten die Ware gewogen und der Zoll erhoben. Von 1924 bis 2005 befand sich unter dem Markt das weltweit einzige Untergrundmessehaus. Inzwischen entstand an seiner Stelle die City-Tunnel Station Markt, nur am südlichen Eingang ist noch der originale Art Deco Treppenzugang der alten Untergrundhalle zu sehen.

Barfußgäßchen

An der Nordwestecke des Marktes wählen wir den Weg durch einen der Passagen-Höfe, entweder den Durchgang im König-Albert-Haus oder Barthels Hof. Ersterer führt durch zwei stilvolle Innenhöfe mit einer Kombination aus Art Deco und Jugendstilelementen. Barthels Hof ist als barocker Durchgangshof die älteste erhaltene Passage Leipzigs. Im Hof befindet sich der Renaissance-Erker, der bis 1870 die Marktseite zierte. Beide Passagen führen uns mitten ins Barfußgäßchen. Der Blick zurück in Richtung Markt ist durch Leipzigs bekannteste Kneipenmeile versperrt. Vor uns öffnet sich ein kleiner Platz mit imposanter Gründerzeitbebauung. Fast etwas zurückhaltend findet sich rechter Hand eines der ältesten europäischen Kaffeehäuser „Zum Arabischen Coffe Baum“, heute ein Museum und natürlich noch immer ein Gastronomiebetrieb.

Leipzig walk architecture cityscape

Barfußgäßchen | Gründerzeit Architektur | „Zum Arabischen Coffe Baum“ | Blick zur Runden Ecke | Commerzbank | Thomaskirche

Dittrichring

Nur wenige Meter weiter gelangen wir an den Ditttrichring, die Westseite des Leipziger Rings. Ursprünglich entstand er als Promenadenring beim Rückbau der alten Leipziger Stadtbefestigung. Daher säumen die Ringstraße auch heute noch zusammenhängende Parkanlagen. Geradeaus führt der Dittrichring hier hinunter bis zur sogenannten „Runden Ecke“, der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale, heute ein Museum zur Stasi-Geschichte. Stattdessen folgen wir linker Hand dem Dittrichring in südlicher Richtung. Wir passieren einen sehenswerten Block repräsentativer Gründerzeitgebäude in exponierter Lage am Ring, alle seit der Wende komplett saniert.

Thomaskirche

An der nächsten Ecke finden wir uns am Thomaskirchhof mit der Thomaskirche. Wir umlaufen die Thomaskirche auf der Ostseite, passieren dabei unter anderem das imposante gold-verzierte Eckgebäude zur Klostergasse, in welchem die Commerzbank residiert, und finden auf dem südlichen Hof das Bachdenkmal. Bach verbrachte seine Hauptschaffensperiode als Thomaskantor in Leipzig und betreute in dieser Zeit auch den weltberühmten Thomanerchor. Im Bosehaus, Thomaskirchhof 16, auf der Südseite des Platzes finden sich heute das Bach-Museum und Bach-Archiv.

Leipzig walk new town hall saxony

Bundesverwaltungsgericht und Pleißmühlgraben | Neues Rathaus am Martin-Luther-Ring | Eingang zur Petersstraße

Neues Rathaus

Wir nehmen die Burgstraße nach Süden und gelangen bald an den Burgplatz mit Leipzigs langlebigstem Bauloch linker Hand und dem Neuen Rathaus auf der rechten Seite. Das Neue Rathaus entstand 1899-1905 und ist zusammen mit dem Stadthaus direkt daneben eines der größten Rathäuser weltweit. Der Rathausturm (115m) ist der höchste in Deutschland und bis auf den Turmaufbau noch der alte Turm der Pleißenburg die über Jahrhunderte die Südwestecke der Stadt markierte. Man kann den Weg jetzt nach Südwesten über die Margrafenstraße abkürzen oder den sehenswerten Rathausbau umrunden. Dafür unterschreitet man die Gebäudebrücke zwischen Rathaus und Stadthaus (im Volksmund „Beamtenlaufbahn“) und wird belohnt mit den Frontportalen an der Südwestecke und dem südlichen Eingangsportal. Nicht zu vergessen, man kann von der südwestlichen Ringecke aus das unmittelbar im Süden liegende Bundesverwaltungsgericht, das ehemalige Reichsgericht des Deutschen Reiches, bestaunen. Hier sieht man auch in einem offen gelegten Abschnitt den Pleißmühlgraben, einen Abschnitt der Pleiße, welche der alten Pleißenburg ihren Namen gab.

Petersstraße (U Bahn Leuschnerplatz)

Über den Martin-Luther-Ring gelangen wir bis zum Eingang der Petersstraße, die wieder zum Markt führt. An deren Beginn liegt die dritte neue City-Tunnel-Station am Wilhelm Leuschner Platz, deren wirkungsvolle Umsetzung den Architektur-Preis der Stadt gewann. Oberirdisch bildet eine kleiner Quader aus Glasbausteinen den Eingang. Die Petersstraße ist die zweite große Geschäftsstraße zum Markt und in ihrer Bebauung die abwechslungsreichste. Links passieren wir bald die moderne Petersbogen-Passage, welche die historische Bausubstanz wuchtig unterbricht, rechts den teils historischen, teils modernen Karstadtbau. Auf rechter Seite folgen zum Markt hin ehemalige Messebauten, unter anderem die Messehofpassage, auf linker Seite sehen wir eine Reihe sehr individueller historischer Handelsgebäude. Wir erreichen den Markt an seiner Südwestecke und biegen rechter Hand in die Grimmaische Straße, die letzte große Geschäftsstraße.

Mädler-Passage und Grimmaische Straße in Leipzig

Grimmaische Straße

Hier sehen wir die Südfront vom Markt in die beginnende Grimmaische Straße. Von rechts sehen wir das neu gestaltete Messehaus am Markt, das Königshaus mit der Konigshofpassage, die Front der Mädlerpassage und in den abschließenden vier Fassaden, inkl. des Zentralmessepalastes, das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig.

Mädlerpassage / Naschmarkt

Direkt gegenüber der Mädlerpassage findet sich der Naschmarkt mit der Goethe-Statue und der barocken Alten Börse, welche als solche bis 1886 diente. Direkt im Eingang der Mädlerpassage findet sich gleich der durch Goethes „Faust“ berühmt gewordene Auerbachs Keller. Die eigentliche Mädlerpassage verbindet von hier mit einem Knick die Grimmaische Straße mit dem Neumarkt und ist zusätzlich mit der Messehofpassage und der Königshauspassage verbunden. Sie entstand 1913 im Auftrag des Kofferhändlers Anton Mädler und ist die ohne Zweifel am aufwändigsten gestaltete Leipziger Ladenpassage.

Leipzig walk university photography

Naschmarkt mit Goethe-Statue | Eingang Mädlerpassage | Städtisches Kaufhaus | Durchgang Universität mit City-Hochhaus | Schinkeltor

Städtisches Kaufhaus

Auf dem Neumarkt (eigentlich nur eine Straße) angekommen, sehen wir gleich rechts neben dem modernen Galeria Kaufhof Gebäude, das neobarocke Städtische Kaufhaus. Bis 1901 errichtet war es der erste moderne Messepalast der Stadt und ein Vorreiter in der Entwicklung zur Mustermesse. An seiner Stelle stand ursprünglich das erste Gewandhaus Leipzigs. Wir können das Städtische Kaufhaus (welches tatsächlich gar nicht im Wortsinne eines Kaufhauses genutzt wird) durch seine Innenhöfe durchqueren oder über die Kupfergasse in östlicher Richtung umlaufen.

Universität Leipzig

Jetzt finden wir uns vor dem zentralen Campus der Leipziger Universität wieder. Durch eine Lücke im modernen Universitätskomplex gelangen wir in den Innenhof. Sollte dieser ausnahmsweise geschlossen sein, kann man den Komplex im Süden umgehen und kommt dabei an der Moritzbastei vorbei. Dieser einzige erhaltene Teil der Leipziger Stadtbefestigung (1551-54) ist heute Europas größter Studentenclub. Im Innenhof des Universitätsneubaus können wir stattdessen die expressive Form des neuen Hauptgebäudes, das Neue Augusteum, mit dem historischen Schinkeltor bewundern. Die Universität hat hier eine sehr bewegte Baugeschichte hinter sich und wurde seit 1830 viermalig im großen Rahmen umgebaut. Der heutige Komplex entstand ab 2004 nach Abbruch des DDR-Campus der damaligen Karl-Marx-Universität. Falls geöffnet, gelangen wir über das Schinkeltor durch das Gebäude zum Augustusplatz, alternativ können wir dem Innenhof folgend am Paulinum vorbei den Augustusplatz erreichen. Das Paulinum war der umstrittenste Teil des Neubaus, es ist Nachfolgebau der 1968 von der DDR gesprengten Universitätskirche St. Pauli und zitiert diese in seiner Front zum Platz.

Leipzig Goethestrasse Augustusplatz

Goethestraße/Augustusplatz

Das Panorama beginnt links mit dem City-Hochhaus und dem Universitätskomplex am Augustusplatz. Es folgen unter anderem der Königsbau, das Kroch-Hochhaus mit einer Turmuhr nach venezianischem Vorbild und weitere von der Universität benutzter Gebäude (Rektorat ganz rechts).

Augustusplatz

Der Augustusplatz gilt als größter innerstädtischer Platz Deutschlands und ist architektonisch ein spannendes Ensemble der jüngeren Architekturgeschichte. Nicht zu übersehen ist das City-Hochhaus (1972) an der Südwestecke. Ursprünglich gehörte es zur Universität und die Form erinnert aus der Distanz an ein aufgeschlagenes Buch, weshalb es auch oft „Weisheitszahn“ oder „Uni-Riese“ genannt wird. Im Süden steht das neue Gewandhaus (1981) mit dem, vom Platz aus sichtbaren größten Deckengemälde Europas von Sighard Gille. Es ist Heimat des weltgrößten und international renommierten Gewandhaus Berufsorchesters. Im Osten sehen wir unter anderem das Europa-Haus (1929) und die ab 2013 umgebaute Hauptpost, im Norden schließt den Platz die Leipziger Oper (1960) ab, welche als einziger Opernneubau der DDR ein architekturgeschichtlicher Einzelfall ist. Im Westen finden sich neben dem Universitäts-Campus nördlich der Grimmaischen Straße die ältesten Gebäude am Platz mit dem ersten Hochhausbau der Stadt, dem Kroch-Hochhaus (1928).

Grimmaische Straße

Wir erkunden erneut die Grimmaische Straße, diesmal von Osten und werden gleich am Eingang an der engsten Stelle von einer Skulptur aufgehalten. Hier stehen am scheinbar ungünstigsten Ort quer zur Laufrichtung die „Unzeitgemäßen Zeitgenossen“ von Bernd Göbel und regen zum Innehalten an. Wir folgen der Straße schließlich, vorbei an historischen und modernen Geschäftshäusern, bis zur Reichsstraße. In diese biegen wir rechts ein, direkt vor einem imposanten großen Blockgebäude, einem (wie sollte es anders sein) ehemaligen Messepalast. Der Handelshof (1909) entstand als zweiter großer Mustermessebau und nimmt einen kompletten Gebäudeblock ein.

Strassenfront Reichsstrasse Leipzig

Reichsstrasse

Ein Panorama vom Riquet-Haus über Speck’s Hof bis zum Reichshof entlang der Reichsstraße.

Riquet-Haus / Speck’s Hof

Sobald wir uns vom Handelshof gelöst haben, fällt uns die gegenüberliegende Seite auf. Hier sehen wir von rechts nach links den Reichshof, Speck’s Hof und das Riquethaus. Letzteres ist besonders auffällig dekoriert, unter anderem mit zwei Elefantenköpfen am Eingang, und wurde für den Schokoladen- und Kolonialwarenhändler Riquet & Co errichtet. Speck’s Hof (1909-1929) ist wohl neben der Mädlerpassage der zweite Passagenbau Leipzigs, den man gesehen haben muss. Deshalb wählen wir einen der Eingänge, zum Beispiel vom Schuhmachergäßchen, und durchwandeln die Passagengänge und spannend gestalteten Lichthöfe bis zum Ausgang an der Nikolaistraße.

Nikolaikirche

Wo wir direkt vor das Portal der Nikolaikirche gelangen. Diese war Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen, die 1989 die friedliche Revolution einläuteten. Wer noch Zeit hat, sollte einen Blick ins Innere wagen, selten überrascht ein Kirchengebäude so deutlich mit seiner unerwarteten Innengestaltung. Man kann natürlich auch den Nikolaikirchhof erkunden, die dort aufgestellte Friedenssäule stellt einen direkten Bezug zum Kircheninnenraum her. Außerdem finden sich dort u.a. das Geschwister-Scholl-Haus an der Ostseite und an der Nordseite das Predigerhaus sowie die Alte Nikolaisschule. Wir folgen jetzt der Nikolaistraße nach Norden in Richtung Hauptbahnhof. Auch hier fallen noch einmal die prächtigen erhaltenen Leipziger Geschäftshäuser und Hofpassagen auf. Bevor wir am Brühl noch einmal nach rechts abbiegen, können wir auch durch die vom Jugendstil beeinflusste Passage in Steibs Hof zum Brühl gelangen.

Leipzig walk St Nicolai Church Photo

Nikolaikirche | Alte Nikolaischule, Predigerhaus | Geschäftshaus Nikolaistraße | Hauptbahnhof mit Wintergartenhochhaus

Wintergartenhochhaus/Hauptbahnhof

Vom Brühl biegen wir wieder nach links in die Ritterpassage und erreichen über die Grünanlage am Ring zum Abschluss unserer Tour die Osthalle des Hauptbahnhofs. Hier lassen sich noch die Jugendstil-Fassade des Victor’s Hotel und das Wintergartenhochhaus (1972) östlich des Hauptbahnhofs erwähnen. Letzteres war das höchste Wohngebäude der DDR und trägt auf dem Dach ein rotierendes Doppel-M, das Wahrzeichen der Leipziger Messe.

Womit die drei Stunden für unseren Rundgang wahrscheinlich auch aufgebraucht sind!

Sie hätten gern Alternativen für drei Stunden im Leipziger Zentrum? Dann haben wir noch einige Ideen…

# Ein Ausflug ins Bildermuseum (neben dem Marktplatz) das ständig wechselnde Ausstellungen zeigt und in der Dauerausstellung Hauptwerke der niederländischen Malerei, von Max Klinger und einen Überblick zur Neuen Leipziger Schule.

# Leipzig gilt als Shopping-Metropole Ostdeutschlands. Die gute Anbindung und das kompakte Zentrum sorgen für eine sehr vielfältige Shopping-Auswahl. Die klassischen Shopping Straßen sind die Grimmaische Straße, die Petersstraße und die Hainstraße. Neu ist die Shopping-Anlage „Höfe am Brühl“, Highlights sind die Passagen, allen voran die Mädlerpassage und Speck’s Hof, Entdeckungen macht man in kleineren Passagen oder Nebenstraßen wie der Nikolaistraße bzw. am Neumarkt und ausklingen kann der Ausflug in den Hauptbahnhof-Promenaden.

# Zwischen 11 und 24 Uhr zeigen die Passage Kinos, das zentrale Leipziger Programmkino, immer mindestens einen Film den man gerne mal gesehen hätte. Auch bei Regenwetter – zu finden in der Jägerhofpassage an der Hainstraße.

# In Leipzig lässt es sich herrlich durch Parks spazieren. Westlich des neuen Rathauses hat man über den kleinen Johannapark Zugang zum Clara-Zetkin-Park und den Auwaldgürtel. Da finden sich malerische Brücken, das Elsterufer, Cafés oder Pavillons zum Ausruhen. Direkt am Clara Zetkin Park liegt auch die Galerie für zeitgenössische Kunst. Wer nur in den nächsten Park will um in Ruhe ein Buch zu lesen, findet gleich beim Hauptbahnhof den Park am Schwanenteich hinter der Oper.

# Östlich vom Augustusplatz liegt gleich an der nächsten Kreuzung das Grassi-Museum. Hier findet sich ein ausgestreckter Art Deco Komplex mit dem alten Johannisfriedhof zum Entspannen im Hinterhof. Das Museum besteht eigentlich aus drei Einzelmuseen, von denen man aber wohl nur eines in ca. 2 Stunden schaffen kann: Museum für Völkerkunde, Museum für angewandte Kunst und Musikinstrumenten-Museum.

# Den besten Blick über Leipzig hat man seit einigen Jahren vom City-Hochhaus. Mit dem Fahrstuhl nach ganz oben gefahren und dann durch ein kostenpflichtiges Drehkreuz gelangt man auf eine Terasse mit bestechendem Blick mitten über die Innenstadt. Im Panorama-Restaurant kann man sich kulinarisch verwöhnen lassen und hat zudem den Blick in die von der Terasse nicht sichtbare Himmelsrichtung. Der klassiche Leipzig-Blick ist der vom Völkerschlachtdenkmal (Straßenbahn 15 Richtung Meusdorf), allerdings aus einiger Entfernung.

# Mit den Linien 9, 10 und 11 gelangt man an die Richard-Lehmann-Straße und von dort zu Fuß zum Panometer, wo Yadegar Asisi bereits seit Jahren beeindruckende Riesen-Panorama-Ausstellungen mit wechselnden Themen zeigt (u.a. Mount Everest, Rom, Amazonien).

# Alles zu Johann Sebastian Bach lässt sich gut erkunden wenn man den Besuch der Thomaskirche mit einem Besuch im Bach-Museum nebenan verbindet. Leipzig bietet jede Menge weiterer Musik-Highlights, einen eigenen Musik-Rundgang (Leipziger Notenspur) und u.a. das Felix-Mendelssohn Bartholdy Haus.

# Und sollte gerade Freitag (18 Uhr) oder Samstag (15 Uhr) sein, könnte man in der Thomaskirche dem Thomanerchor bei der Motette lauschen. Da es keinen Vorverkauf gibt, reicht es meist pünktlich zu sein.

# Sie haben vom berühmten Leipziger Zoo gehört? Dann wird das aber nix mit den drei Stunden…

Leipzig Grassi Museum Germany Architecture

Grassi-Museum

Weitere Inspirationen für einen Leipzig-Besuch aus der weiten Welt der Blogs…

BlackDotsWhiteSpots – Leipzig, Hypezig, Plagwitz: Von Industriekultur, Kunst und Hype

HikeBikeTravel (english) – Photos of a 3 hours in Leipzig walk

Leipzig-Leben – 10 Gründe nach Leipzig zu Reisen

urbansafaris – Drei Empfehlungen eines Leipzigers

LL World Tour (english) – Eat the world in Leipzig

Leipzig TimeLapse von Kyriakos Louca

https://www.youtube.com/watch?v=Lr-gs8UbtI0

Reicht unser Rundgang nicht, bieten diese Bücher noch fundierteres und detaillierteres Wissen über Leipzig…

Sie bekommen während unseres Rundgangs den großen oder kleinen Hunger?

Da wir mitten in der Stadt sind, finden sich überall Snackmöglichkeiten. Die höchste Restaurantdichte findet sich rund um das Barfußgäßchen am Markt, alternativ gegen Ende der Tour in der Nikolaistraße. Den schönsten Blick hat man beim Essen im Panorama-Restaurant im City-Hochhaus oder im Gourmet-Restaurant im Westin-Hotel nordwestlich des Hauptbahnhofs.

Habt Ihr unseren Rundgang ausprobiert? Wie lange hat er bei Euch gedauert und was ist Euch unterwegs noch aufgefallen? Was sollte man sich auf jeden Fall auch noch anschauen oder hat sich etwas verändert? Wir freuen uns auf Feedback!

(Es lohnt sich später wieder zu kommen. Aus diesem Rundgang wird ein praktisches e-book für den mobilen Ausflug durch die Stadt erstellt…)

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